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Ratten, die das Schiff als erste verlassen … 

 Juni 4, 2015

Von  Dr. Stefan Fraedrich

Liebe Schweinehundefreunde,

kennen Sie folgende Situation?

Das Badewannenproblem

Sie liegen entspannt in der Badewanne. Schon eine Weile. Von Zeit zu Zeit füllen Sie warm nach, denn Ihr Badewasser kühlt sonst aus. Ja, so lässt es sich aushalten.

Wobei: Wenn Sie ehrlich sind, ist es nicht mehr so schön wie zu Beginn. Die Haut schrumpelt schon. Ein bißchen langweilig wird es auch. Außerdem hätten Sie noch etwas anderes zu tun. Trotzdem bleiben Sie liegen. Jetzt aufstehen? Wo Sie gerade so entspannt sind? Und (wenn auch nur für kurze Zeit) die kalte Luft ertragen, bevor Sie sich abtrocken? Och, nö. Jetzt noch nicht. Sie beschließen, erst in ein paar Minuten aufzustehen. 
Was passiert wohl, wenn Ihnen das Aufstehen „in ein paar Minuten“ immer noch schwer fällt? Klar, es entsteht ein Konflikt: Liegen bleiben, weil das am bequemsten ist? Oder aufstehen, weil Sie es sollten und eigentlich wollen? Wie oft kippen Sie noch warmes Wasser nach und retten sich in die Verlängerung?

Das Problem dabei: So entspannt wie zuvor fühlen Sie sich nicht mehr. Ihre Haut schrumpelt immer mehr und die innere Stimme drängt Sie mal in die eine, dann in die andere Richtung. Und das obwohl Sie längst wissen, wie Sie sich entscheiden werden! Das einzige, was Sie hinauszögern, ist der Zeitpunkt, Ihre Entscheidung umzusetzen.

Irgendwann springen Sie entschlossen aus der Wanne, trocknen sich schnell ab – und alles ist gut. Schlimm war’s natürlich nicht. Überhaupt nicht. Wie Sie schon vorher wussten. Also warum, zum Schweinehund, haben Sie so lange gebraucht, sich zu entscheiden? Warum der unnötige Stress?

Festhalten an Bestehendem

Ich hoffe, Sie empfinden das Szenario als etwas überzeichnet? Doch ganz ehrlich: Ich kann mich an etliche Badesessions in weit jüngeren Jahren erinnern, die so oder so ähnlich abliefen. (Und ich amüsiere mich jedes Mal insgeheim, wenn mein kleiner Sohn nicht aus der Wanne klettern will, obwohl es längst Zeit ist.) Denn wir haben es mit einem sehr menschlichen Phänomen zu tun: dem bequemen Festhalten an Bestehendem.

Faszinierend ist, dass wir oft dazu neigen, selbst dann an Bestehendem festhalten zu wollen, wenn uns klar ist, dass wir es bald loslassen sollten (und werden). Zum einen ist ein bereits bestehender Zustand einfach beizubehalten, zum anderen ein Wechsel des Zustand mit Aufwand verbunden. (Igitt!) Wobei wir wissen, dass sich der nächste stabile Zustand wieder genauso bequem anfühlen wird wie der vorherige. Aber eben erst wenn wir ihn gewechselt haben.

Das Muster ist stets das gleiche: Morgendliches Aufstehen, überfällige Jobwechsel, klärende Gespräche – wir schieben das vermeintlich Unangenehme vor uns her, um einen quasi sicheren Status zu bewahren, obwohl wir eigentlich in den nächsten wollen. Wir lassen nicht los und halten uns dadurch selbst fest.

Drei alte Bekannte

Bizarr ist diese Verhalten vor allem dann, wenn wir etwas hinauszögern, was ganz offensichtlich richtig wäre: den Kunden ansprechen, der sich neugierig in unserem Laden umschaut, den Mitarbeiter sofort kritisieren, der gerade Bockmist baut, den mit etlichen Icons überfüllten Desktop endlich aufräumen. Was also hält uns zurück?

Drei gute alte Bekannte (von denen es natürlich auch Mischformen gibt):

  1. Die Angst vor sozialer Zurückweisung: „Was, wenn mich mein Mitarbeiter danach nicht mehr mag?“
  2. Die Angst vor Misserfolg: „Wenn ich den Desktop aufräume, finde ich dann noch meine wichtigen Dateien?“
  3. Die Angst vor Anstrengung (vulgo auch „Bequemlichkeit“ oder „Faulheit“): „Wenn ich mich dem Kunden widme, wie herausfordernd wird das? Wo ich doch gerade so entspannt bin …“

Der Trick der Erfolgreichen

Wie also geht man mit solchen Situationen zukünftig besser um? Der „Trick“ besteht letztlich darin, nicht mit sich selbst zu diskutieren

  • Etwas muss ohnhin gemacht werden?
  • Der beste Zeitpunkt ist jetzt sofort?
  • Eine Entscheidung hinauszuzögern, würde die Situation nur verschlimmern?
  • Dann besser: Augen zu – und durch! Los geht’s!

Einer der größten Irrtümer über Motivation lautet: „Jetzt warte ich erst mal bis die Motivation kommt – und dann fange ich an!“ Denn Motivation kommt automatisch, wenn wir einmal angefangen haben: das unangenehme Gespräch begonnen, den Staubsauger aus dem Schrank geholt, beim Joggen einfach losgelaufen sind. Einmal in Schwung bleiben wir in Schwung.

Genau dieses entschlossene Verhalten („Ich diskutiere doch nicht mit mir selbst!“) ist ein Muster vieler erfolgreicher Menschen: „Problem analysiert? Entscheidung getroffen? Machen! Sofort!“ Denn letztlich sind es unsere Handlungen, die aus Gedanken Ergebnisse machen. Wer nur denkt, ohne zu handeln, hat Hirnfürze.

Und wer sich angewöhnt, nicht nur zu denken, sondern auch zu machen, muss sich bei kleineren Unbequemlichkeiten nicht einmal anstrengen: Man übersieht sie leicht, wenn man ihnen keine Beachtung schenkt.

(Hierzu passt übrigens hervorragend der neueste Beitrag in meinem Podcast: In „Kündige! Sofort!“ erzählt die ehemalige RTL-Moderatorin Janine Steeger, warum sie ihren sicheren Traumjob gekündigt hat.)

Ratten auf dem sinkenden Schiff

Na? Aus welcher Badewanne sollten Sie längst aussteigen?

Denken Sie daran: Fitte Typen grübeln nicht unnötig, sie machen. Und zwar gleich. Je fitter, desto fixer.

Oder um bei der Überschrift dieses Textes zu bleiben: Die Ratten, die das sinkende Schiff als erste verlassen, können am besten schwimmen! 

Haben Sie einen schönen Juni!

Herzliche Schweinehundegrüße

Ihr

Stefan Frädrich

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